Pfarre Ulrichskirchen

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Der Pfarrer von Ulrichskirchen – Pfarrer Augustin Gall


Zur Zeit der napoleonischen Kriegswirren hatte Ulrichskirchen einen ganz besonderen Seelsorger als Pfarrer. Es war dies Augustin Gall. Er kam am 8. Februar 1805 nach Ulrichskirchen. Seine Amtszeit war mit unendlicher Mühe und vielen Sorgen erfüllt. Über Pfarrer Gall erzählt in liebevoller Weise das deutsche Lesebuch für allgemeine Volksschulen, Ausgabe 1912 von Dr. Karl Rieger und Dr. Karl Stejskal:

Die Schlachten von Aspern und Wagram gegen Napoleon waren geschlagen und hatten zahlreiche Tote und Verwundete gekostet. Zum Hauptspitale für diese Unglücklichen hatte man Ulrichskirchen erwählt, einen freundlichen Markt im Marchfelde. Das Elend im Spital war auf das Höchste gestiegen: es fehlte an Händen, um die Verwundeten zu pflegen, und es würden viele in Schmerz und Verzweiflung gestorben sein, hätte ihnen der liebe Gott in seiner Gnade nicht einen Engel in Menschengestalt als Tröster gesendet: es war der Pfarrer von Ulrichskirchen.

Tag und Nacht wandelte er unter den Sterbenden und Toten umher; keine Wunde, keine Krankheit vermochte ihn zurückzuschrecken. Tagelang hatte er kaum einen Bissen gegessen, kaum eine Stunde geschlafen, und wenn er auf kurze Zeit seinen Pfarrhof betrat, so wimmelte es dort von Knaben und Mädchen, den Waisen gefallener Krieger aus seiner Gemeinde.

Es war fünf Uhr abends; im Pfarrhofe herrschte Stille, auf einem Ruhebette lag der Pfarrer in tiefem Schlafe; dreimal vierundzwanzig Stunden hatte er kein Auge geschlossen. Da trat ein Mann von edler Haltung durch die Tür und blieb, als er den Schlafenden erblickte, mit verschränkten Armen an dem Ruhebette stehen. Nach einer Weile fühlte sich der Fremde am Rocke gezupft. Er sah sich um und gewahrte einen kleinen, kaum sechsjährigen Knaben. Besorgt sagte dieser: „Du mußt hier weggehen, du könntest ihn wecken.” Unterdessen waren auch die übrigen Waisen aus dem Garten herbeigekommen und sahen neugierig den Fremden an. Dieser wandte sich an die Schar der Kleinen und sprach: „Liebe Kinder, euer Vater ist kränklich, er hat mit den verwundeten Soldaten viel zu tun; er ist zu arm, um euch alle zu erhalten. Ich aber bin ein reicher Mann und komme her, euch alle mit nach Wien zu nehmen und zu versorgen; wollt ihr mit mir gehen?” - „Wir mögen nicht” schrien alle, vergessend, dass sie den Pfarrer wecken könnten, „wir bleiben lieber da.” Ein kleines Mädchen fing darüber zu weinen an und alsbald war der todmüde Pfarrer erwacht.

Nachdem der Pfarrer die Kinder in den Garten geschickt hatte, sprach der Fremde: „Entschuldigen Sie, Herr Pfarrer, dass ich Sie um die Ruhe gebracht habe, deren Sie so notwendig bedürfen.” - „Nicht doch,” entgegnete dieser, „es war gefehlt von mir, dass ich mich vom Schlummer überfallen ließ; es wird Abend und das ist die Zeit, wo das Wundfieber gewöhnlich am stärksten wütet und meine Gegenwart im Spital notwendig macht. - Dürfte ich Sie wohl um Ihren Namen bitten?”

„Meinen Namen?” sprach der Fremde lächelnd, „Ich heiße Franz.” Der Priester trat näher und fragte weiter: „Aber Ihr Zuname?” „Zuerst habe ich Franz II. geheißen, jetzt nenne ich mich Franz I.”
Der Pfarrer prallte zurück und starrte den Sprechenden an - der Monarch aber fuhr fort: „Ist es denn ein Wunder, dass der Kaiser von Österreich sich zu dem Manne begibt, den alle preisen, der sich der armen Soldaten und ihrer hinterlassenen Waisenkinder annimmt, der allen als ein helfender Engel erscheint? Ist es ein Wunder, wenn ich komme, um dem Manne zu danken, dem ich so viel Dank schuldig bin?”
Diese Worte sprach Kaiser Franz mit jener Wäme und einfachen Herzlichkeit, die ihm eigen war und von der alle hingerissen waren. Auch der Pfarrer von Ulrichskirchen wurde mächtig ergriffen; er beugte sich ehrfürchtig vor seinem Kaiser und dankte ihm.

Als der Kaiser mehrere Jahre später nochmals nach Ulrichskirchen kam, fand er den Pfarrer nicht mehr am Leben. Er ließ sich zu seinem Grabhügel führen, wo er auf dem einfachen Kreuze den Namen des Pfarrers „Augustin Gall” und die Worte las: „Gestorben in treuer Pflichterfüllung am Lagerfieber 1809”