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Die Gründung der Pfarre Ulrichskirchen
Es liegt nahe zu fragen, wann denn unsere Pfarre Ulrichskirchen entstanden ist. Bei den alten Pfarren ist dies sehr schwer zu erfahren, da nur wenige Aufzeichnungen vorhanden sind. Eine Pfarre ist früher oft nur langsam gewachsen. Vor dem Jahre 1000 gab es in unserer Gegend auch keine Pfarreien im üblichen Sinn. Es waren eher religiöse Zentren, die mit Besitz ausgestattet waren und die Seelsorge ausübten.
Wie entstanden damals die Pfarren?
Alles Neuland gehörte dem König, der auch das Recht und die Pflicht hatte, etwas für die Seelsorge zu tun. Ähnlich zu den Taufkirchen in den romanischen Ländern wurden im germanischen Land Genossenschaftskirchen eines großen Verbandes errichtet, meist mit einer Gerichtsstätte verbunden. Im Laufe der Zeit wurden diese Großpfarren zerteilt und gliederten sich in Eigenpfarren auf. Innerhalb dieser Sprengel gab es eine Pfarrpflicht. Jeder musste in seiner Pfarre den Gottesdienst besuchen, die Sakramente empfangen. Auch der Friedhof war bei der Kirche des Pfarrortes. Es gab damals Hauptkirchen, Taufkirchen und Zehentkirchen. Man sieht, wie schwierig es ist, Pfarren im heutigen Sinn zu lokalisieren.
Die Diözese Passau war von Anfang an bemüht, Eigenkirchen zu erhalten und zu gründen. Das war ein langer und mühsamer Weg. Von Ludwig dem Frommen erhielt Passau am 28.Juni 823 Besitz. Durch Fälschungen des Bischofs Pilgrim (971 - 991) wurde der Versuch einer Besitznahme von Pfarrgründungen unternommen. 977 erhielt Passau dann noch weiteren Besitz.
Es gab von Seiten Passaus zwei Perioden von Pfarrgründungen. Die erste fällt in die Zeit des beginnenden 11. Jahrhunderts und erfasste nur bischöfliche Pfarren zu beiden Seiten der Donau. Betrieben wurde diese Neuorganisation von Bischof Berengar (1013-1045).
Die zweite Periode der Gründungen fällt in die Mitte des 11.Jahrhunderts. Das Land war bis zur Thaya, March und Leitha politisch gesichert. Hier aber konnte sich Passau nicht endgültig durchsetzen.
Es gab also Passauer Pfarren, landesfürstliche Pfarren und Pfarren der Grundherren. Später gab es viele Teilungen. Zur alten Mutterpfarre gehörte unbedingt die Burg. Die Pfarrkirche entstand in deren Nähe, daneben oder innerhalb der Burganlage. Der Ort war immer Marktort, da nach den Gottesdiensten Käufe und Verkäufe getätigt wurden. Die alten Mutterpfarren waren verpflichtet, Pfarrschulen zu unterhalten. Die Dotation der Pfarre bestand aus dem Mansus, dem Pfarrhof, 30 - 60 Joch Äckern, Wiesen und Wald. Dazu gehörte die Wieden mit den Pfarrholden, gewöhnlich ein geschlossener Ortsteil. Hier war der Pfarrer Grundherr und hatte auch die niedrige Gerichtsbarkeit. Bei den bischöflichen Pfarren stand der Zehent zur einen Hälfte dem Pfarrer, zur anderen Hälfte dem Bischof zu.
Wann ist die Pfarre Ulrichskirchen entstanden?
In der Pfarrchronik heißt es, daß die Tempelherren einst die Pfarre gegründet hätten. Das stimmt aber sicher nicht, da dieser Orden im Weinviertel keine Niederlassung hatte. Es gab nur Wirtschaftshöfe in Wien, Schwechat und Rauchenwart.
Der Orden der Templer wurde 1119 zum Schutz der Pilger ins Heilige Land von französischen Rittern gegründet. Die Ritter wollten den Schutz der Wallfahrt mit dem ritterlichen Dienst in Form eines Ordens verbinden. Sie verrichteten das Stundengebet und wohnten gemeinsam in der Nähe des Tempels Salomons zu Jerusalem. Bernhard von Clairvaux schrieb für sie eine Ordensregel. Der Orden gelangte im Laufe der Zeit zu großem Reichtum. Die Besitzungen in Österreich unterstanden der Kommende in Schejkowice in Mähren.
König Philipp von Frankreich erreichte bei Papst Clemens V. 1312 die Auflösung des Ordens und bemächtigte sich der Güter.
Die Pfarrgründung durch Templer ist eine romantische Sage des 19.Jahrhunderts. Jede Sage aber hat einen wahren Kern. In Ulrichskirchen ist auf dem zweiten Strebepfeiler des Chores an der Südseite ein Templerkreuz angebracht. Links vom Hochaltar ist auch ein Stein eingemauert, der einen Reiher zeigt, der einen Lurch emporhält. Dieses Symbols bedienten sich die Tempelritter oft.
In Ulrichskirchen, wie auch in Kronberg waren die Herren von Hintberg Besitzer der Burgen. Die Hintberger waren getreue Gefolgsleute der Babenberger. Sie verkauften diesen sogar ihre Stammburg Himberg. Immer wieder begleiteten die Hintberger die Landesherren auf ihren Zügen in das Heilige Land. Dort werden sie sicher den Orden der Templer kennengelernt haben. Vielleicht sind sie dann als Ehrenritter in den Orden eingetreten. Zu Hause mögen sie dann beim Gottesdienst an Festtagen die Ordenstracht getragen haben. Die Tracht der Templer war ein weißer Mantel mit einem roten, achtzackigen Kreuz. Für die Kreuzfahrer stellten die Hintberger auch Herberge und Kost zur Verfügung. Auf diese Weise ist im Volk die Erinnerung an die Templer geblieben und hat zur Vermutung der Pfarrgründung durch sie geführt.
Wieder stehen wir vor der Frage, wann denn die Pfarre gegründet wurde.
In der Pfarrchronik wird angeführt, dass der Ort und die Pfarre früher den Namen Nerden getragen haben sollen. Ludwig der Fromme schenkte 823 dem Bischof von Passau eine Reihe von Besitzungen, darunter auch Nerden.
Der Prior von Geras berichtet von drei Pfarrern von Ulrichskirchen, die sich auch als Pfarrer von Nerden bezeichneten. Angeführt werden:
Hertwig, Pleban in Nerden 1267;
Eberhard von Herbersdorf, Pleban zu Ulrichskirchen oder Pfarrkirche in Nerden 1383;
Ludwig, Dechant in Nerden 1424.
Dr. Leopold Salomon aus Ulrichskirchen hat bei seinen Forschungen herausgefunden, dass Ulrichskirchen nicht mit Nerden gleichzusetzen wäre. Er führt an, dass Nerden in der Machlandpfarre Naarn zu suchen sei. In der dortigen Pfarrerliste werden auch ein Hertwig 1267 und ein Ludwig 1351, nicht aber Hebersdorf angeführt. Peter von Hebersdorf scheint hier also nicht auf.
Naarn führt seinen Ursprung auf 823 zurück, es dürfte daher das alte Nerden sein. Sicher ist aber auch diese Erkenntnis nicht.
Peter von Hebersdorf wird als Pleban zu Ulrichskirchen oder Pfarrkirche Nerden angeführt, was wiederum für eine Gleichsetzung Nerdens mit Ulrichskirchen spricht. Auch die Zwettler Urkunden weisen mit den angeführten Personen auf Ulrichskirchen hin.
Wann ist die Pfarre Ulrichskirchen nun wirklich entstanden?
Wir sind hier nur auf Vermutungen angewiesen.
Karl der Große teilte das neugewonnene Ostland 798 unter den Diözesen Salzburg und Passau auf. Dadurch erlangte Passau damals Besitz nördlich der Donau. Ludwig der Fromme schenkte Passau Teile von Niederösterreich.
So erlangte Passau viel Besitz, der allerdings in Kriegen wieder verloren ging. Später pochte der Bischof von Passau auf diese alten Rechte, die Bischof Pilgrim (971 - 991) durch Fälschungen wieder zu erwerben suchte. Später gab es zwei Perioden von Passauer Neugründungen, am Beginn und in der Mitte des 11. Jahrhunderts.
Ulrichskirchen dürfte eine alte Eigenkirche gewesen sein, die um diese Zeit vom Bischof erworben worden war. Dafür spricht, dass die Herren von Vohburg hier Besitzer waren. Sie rodeten und verwalteten für die Diözese Passau deren Besitz.
Die Vohburger bestimmten auch den Heiligen Ulrich als Patron für die Pfarre Ulrichskirchen.
Ulrich (gest. 973) war 993 als erster formell heilig gesprochen worden. Er war ein Blutsverwandter der Vohburger. Deshalb gaben sie überall, wo sie Besitz hatten, der Kirche diesen Heiligen als Patron.
Schon um 1160 war die Pfarre sehr vermögend und ausgedehnt. 1161 wird sogar Pillichsdorf als zur Pfarre Ulrichskirchen gehörig bezeichnet. 1180 wird auch ein großer Besitz der Pfarre erwähnt. Es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass Ulrichskirchen einmal von Pillichsdorf abgespalten worden wäre.
Man kann deshalb annehmen, dass die Pfarre Ulrichskirchen am Beginn oder um die Mitte des 11. Jahrhunderts entstanden ist.